Der Handschuh - Friedrich Schiller
Essay by review • December 14, 2010 • Essay • 605 Words (3 Pages) • 1,849 Views
Gedichtinterpretation
Friedrich von Schiller
Der Handschuh
Vor seinem Lцwengarten,
Das Kampfspiel zu erwarten,
SaЯ Kцnig Franz,
Und um ihn die GroЯen der Krone,
Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schцnem Kranz.
Und wie er winkt mit dem Finger,
Auftut sich der weite Zwinger,
Und hinein mit bedÐ'chtigem Schritt
Ein Lцwe tritt
Und sieht sich stumm
Ringsum
Mit langem GÐ'hnen
Und schÑŒttelt die MÐ'hnen
Und streckt die Glieder
Und legt sich nieder.
Und der Kцnig winkt wieder,
Da цffnet sich behend
Ein zweites Tor,
Daraus rennt
Mit wildem Sprunge
Ein Tiger hervor.
Wie der den Lцwen erschaut,
BrÑŒllt er laut,
SchlÐ'gt mit dem Schweif
Einen furchtbaren Reif
Und recket die Zunge,
Und im Kreise scheu
Umgeht er den Leu,
Grimmig schnurrend,
Drauf streckt er sich murrend
Zur Seite nieder.
Und der Kцnig winkt wieder,
Da speit das doppelt geцffnete Haus
Zwei Leoparden auf einmal aus,
Die stÑŒrzen mit mutiger Kampfbegier
Auf das Tigertier;
Das packt sie mit seinen grimmigen Tatzen,
Und der Leu mit GebrÑŒll
Richtet sich auf, da wird's still;
Und herum im Kreis,
Von Mordsucht heiЯ,
Lagern sich die greulichen Katzen.
Da fÐ'llt von des Altans Rand
Ein Handschuh von schцner Hand
Zwischen den Tiger und den Leu'n
Mitten hinein.
Und zu Ritter Delorges, spottenderweis,
Wendet sich FrÐ'ulein Kunigund:
"Herr Ritter, ist Eure Lieb so heiЯ,
Wie Ihr mir's schwцrt zu jeder Stund,
Ei, so hebt mir den Handschuh auf!"
Und der Ritter, in schnellem Lauf,
Steigt hinab in den furchtbaren Zwinger
Mit festem Schritte,
Und aus der Ungeheuer Mitte
Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger.
Und mit Erstaunen und mit Grauen
Sehen's die Ritter und Edelfrauen,
Und gelassen bringt er den Handschuh zurÑŒck.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde,
Aber mit zÐ'rtlichem Liebesblick -
Er verheiЯt ihm sein nahes Glьck -
EmpfÐ'ngt ihn FrÐ'ulein Kunigunde.
Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht:
"Den Dank, Dame, begehr ich nicht!"
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