Kubin - Die Andere Seite
Essay by review • February 9, 2011 • Essay • 3,843 Words (16 Pages) • 1,745 Views
1. Einleitung
„Wir sind aus solchem Stoff wie der von TrÐ"¤umen,
und dies kleine Leben umfasst ein Schlaf.“
Wer denkt bei diesem Zitat Shakespeares nicht an sein eigenes, unbedeutendes Leben und fragt sich, ob sein Leben nicht ein einziger Traum ist?
Und wer wÐ"јnscht sich nicht manchmal aus diesem Alptraum endlich zu erwachen?
Doch andererseits: wer setzt sich nicht gerne einmal die rosarote Brille auf und trÐ"¤umt von einem besseren Leben?
Wer gibt sich nicht in TagtrÐ"¤umen auch mal seinen Illusionen und Phantasien hin, wohl wissend, dass sie utopisch sind?
In Alfred Kubins Roman „Die andere Seite“ wird ein Traum zur RealitÐ"¤t. Oder bleibt es nur ein Traum? Kann man einen Traum Ð"јberhaupt utopisch nennen? Und ist unser Leben ein Traum?
Kommentar zur Struktur meiner Arbeit
Diesen Fragen mÐ"¶chte ich nun in meiner Arbeit nachgehen.
Beginnen werde ich mit einer kurzen Definition von Utopie und in Bezug auf diese, die Bedeutung des Traums. Den Traum werde ich ferner unter folgenden Gesichtspunkten betrachten: inwiefern war Kubin beeinflusst von Sigmund Freuds Traumtheorie beziehungsweise von Pedro CalderÐ"Ñ-n de la Barras „Das Leben ist ein Traum“?
2.Hauptteil
2.1 Utopie вЂ" eine EinfÐ"јhrung
Unter Utopie versteht man den
„erstrebenswerten, oft sogar idealtypischen Prozess oder Zustand, an dessen RealitÐ"¤t oder Verwirklichung erhebliche oder unÐ"јberwindliche Zweifel bestehen.“
Somit werden WÐ"јnsche, TrÐ"¤ume, Hirngespinste und Illusionen, also alles, was als unrealistisch empfunden werden kann, als utopisch angesehen.
Der Begriff Utopie kommt aus dem griechischen und setzt sich zusammen aus ou „nicht“ und tÐ"Ñ-pos „Ort“. Utopie steht somit fÐ"јr einen idealen Gesellschafts-entwurf im sogenannten Niemandsland. Hervorgerufen wurde der Begriff durch den Roman „Utopia“ von Thomas Morus aus dem Jahr 1516, welcher gleichzeitig die Literaturgattung des utopischen Romans begrÐ"јndete. Als weitere ReprÐ"¤sentanten dieser Gattung sind Tommaso Campanella „Der Sonnenstaat“ (1623) und Francis Bacon „Nova Atlantis“ (1627) zu nennen.
Charakteristisch fÐ"јr die utopischen Romane aus der Renaissance ist die Darstellung rÐ"¤umlich und/oder zeitlich entrÐ"јckter LÐ"¤nder, in denen eine ideale politisch-soziale Gesellschaftsordnung herrscht. Im Stil eines Reiseberichts werden politische Zukunftsvisionen von Staatswesen geschildert, in denen Ideale wie Freiheit und Gerechtigkeit verwirklicht sind. Ferne LÐ"¤nder also, in denen die MÐ"¤ngel der gegenwÐ"¤rtigen Welt Ð"јberwunden sind.
In der Epoche der AufklÐ"¤rung tritt der Wunsch eines politischen Ideals noch mehr in den Vordergrund.
In den neueren utopischen Romanen tritt die Utopie hÐ"¤ufiger als negative Utopie oder Antiutopie auf, welche den Verlust der Freiheit durch Perfektion von Technik und Wissenschaft kritisieren. So zum Beispiel in Aldous Huxleys „Brave New World“ (1932) oder Ray Bradburys „Fahrenheit 451“ (1953). WÐ"¤hrend in den frÐ"јheren Utopien die Vollendung freier, gerechter und auf Vernunft basierenden politisch-sozialer VerhÐ"¤ltnisse dargestellt wurden, schildern die negativen Utopien solche zukÐ"јnftigen Staatsformen, in welchen ein System totalitÐ"¤rer Herrschaft und vollkommener Manipulation realisiert ist.
2.2 Der Traum вЂ" eine Utopie?
Jeder Mensch trÐ"¤umt. Schon frÐ"јh hat man in der Tiefenpsychologie festgestellt, dass wir in unseren nÐ"¤chtlichen TrÐ"¤umen verdrÐ"¤ngte Erlebnisse verarbeiten.
In diesem Teil soll es zunÐ"¤chst um das TagtrÐ"¤umen gehen, also das TrÐ"¤umen mit offenen Augen oder mit anderen Worten: die Sehnsucht nach einem besseren Leben.
Auch das TagtrÐ"¤umen wird ein jeder von uns kennen. Schon in frÐ"јhester Kindheit begonnen (der Traum des „endlich erwachsen sein“), zieht sich die Hoffnung auf eine bessere Zukunft durch unser ganzes Leben. Tag fÐ"јr Tag bauen wir uns LuftschlÐ"¶sser, schmieden hoffnungsvolle ZukunftsplÐ"¤ne, trÐ"¤umen wir mit offenen Augen vom Traumauto, Traumberuf und Traumpartner.
Dasselbe gilt fÐ"јr die groÐ"ÑŸen ZukunftsplÐ"¤ne der Menschheit. Hier wird allgemein jedoch der Begriff „Utopie“ verwendet. Wie ich bereits im vorigen Teil erwÐ"¤hnt habe, versteht man darunter den Entwurf eines Wunschzustandes, der im Gegensatz zur gegenwÐ"¤rtigen Welt „besser“ ist, oder anders ausgedrÐ"јckt: den Traum von einem besseren Leben. Der Wunschtraum hat in der Gegenwart noch keinen Raum gefunden und ist somit ein Widerspruch gegen die bestehenden VerhÐ"¤ltnisse. Die gegenwÐ"¤rtige Welt wird an dem gemessen, was sein sollte, beziehungsweise sein kÐ"¶nnte.
Thomas Morus bringt dies in seinem Roman „Utopia“ besonders deutlich zur Kenntnis. Sein utopischer Staat liegt zunÐ"¤chst fÐ"јr jeden erreichbar auf einer Halbinsel, wird jedoch recht bald durch einen Graben vom Festland abgetrennt.
Die Insel Nirgendwo wurde von nun an zu einem beliebten Muster anderer literarischer Utopien (siehe 2.1).
Hierzu zÐ"¤hlt auch Alfred Kubins Roman „Die andere Seite“. Obwohl der Autor selbst ihn als einen „phantastischen Roman“ bezeichnet, lassen sich doch die typischen utopischen Elemente an ihm aufweisen. Auf das ihm auffallende Thema des Traums mÐ"¶chte ich spÐ"¤ter zurÐ"јckkommen. Hier seien erst einmal andere besondere Merkmale des utopischen Romans erwÐ"¤hnt.
Wie
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